Rund 80.000 Schilfpflanzen für Paludikultur-Erprobung gepflanzt
Ein groß angelegtes Moorschutz- und Paludiprojekt ist auf der Zielgeraden. Mit der Pflanzung von Schilf-Setzlingen auf rund 11 ha im Polder Bargischow-Süd (LK Vorpommern-Greifswald) wurden die Grundlagen geschaffen, um den Anbau von Schilf als landwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeit wiedervernässter Moorböden zu erproben.
Doch bis dahin mussten einige Voraussetzungen erfüllt werden. Auf einer Fläche von rund 476 ha, bisher als entwässertes Grünland genutztes Niedermoor, wurden in den vergangenen Monaten diverse Maßnahmen umgesetzt, u.a. neue Staubauwerke errichtet, Gräben und Durchlässe verändert bzw. neu gebaut, um den Wasserstand wieder zu erhöhen. Dies soll die bereits fortgeschrittene Torfzersetzung stoppen und die damit einhergehenden Treibhausgasemissionen senken. Durch jahrzehntelange Entwässerung ist im Polder Bargischow-Süd bereits mehr als ein Höhenmeter Torfboden verloren gegangen.
Um die wiedervernässte Moorfläche weiterhin landwirtschaftlich nutzen zu können, wird hier Paludikultur erprobt - mit dem Anbau von Schilf als nachhaltige Alternative. Dafür wurden seit Mai rund 80.000 Schilfpflanzen von der GaLaTief GmbH & Co. KG in Anklam aus regionalen Schilf-Samen herangezogen. Im Juli und September wurden die Setzlinge von Mitarbeitern der Güstrower GaLaFo mbH & Co. KG gepflanzt. Vorab kamen eine Streifenfräse und eine Bodenfräse zum Einsatz, um das Pflanzbett zu bereiten. Die Schilfpflanzen werden sich mittelfristig auf der Fläche gegenüber den bisher vorherrschenden Gräsern durchsetzen, da diese keine erhöhten Wasserstände vertragen.
Projektleiterin Anke Nordt erklärt: „Insbesondere Schilf ist vielseitig einsetzbar: Am bekanntesten ist wohl die Nutzung als Dachschilf, aber auch als Putzträger, für Dämmplatten und auch als Zelluloselieferant kann die Biomasse in der Verpackungsindustrie eingesetzt werden. Die Ernte des Schilfs wird im Winter erfolgen, nachdem die Pflanzen ihre Blätter abgeworfen haben und abgetrocknet sind. Diese Art der Nutzung von vernässten Mooren wird Paludikultur genannt. Ziel ist es, die Wertschöpfung durch die bewirtschaftenden Betriebe, als auch den Torfkörper zu erhalten.“
Hintergrund:
Der Schilfanbau ist Teil des Pilotprojektes „Paludi-MV“, das Paludikultur auf den Polderflächen Bargischow-Süd im Peenemündungsbereich (LK Vorpommern-Greifswald) und Sandhagen im Landgrabental (LK Mecklenburgische Seenplatte) erprobt. Das Projekt liefert Erkenntnisse über Kosten und Herausforderungen bei der Planung und Umsetzung und soll Paludikultur als nachhaltige Zukunftsoption sichtbar machen. Es wird gemeinsam von der Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH und der Universität Greifswald, Partner im Greifswald Moor Centrum umgesetzt und vom Bundesumweltministerium gefördert.
Gefördert wurden die o.g. Baumaßnahmen (Staubauwerke, Gräben und Durchlässe) im Rahmen der Naturschutzförderrichtlinie des Landes (Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt) und der Europäischen Union (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums). Umgesetzt wurden sie durch die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH.