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29.09.2016 - Feierlicher Erster Spatenstich zur Umsetzung des Ökokontos „Renaturierung der Fischlandwiesen“

Mehr Artenvielfalt für Flora und Fauna - Start der Deichumbauarbeiten

Am 29.09.16 fand auf der Halbinsel Fischland, zwischen Dierhagen und Wustrow, der feierliche Erste Spatenstich mit dem Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Till Backhaus, dem Geschäftsführer der Landgesellschaft, Volker Bruns, den Bürgermeistern Daniel Schossow aus Wustrow und Frank Ilchmann aus Ribnitz-Damgarten sowie dem stellvertretenden Bürgermeister aus Dierhagen, Falko Kriegsheim und weiteren Gästen statt. 

Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, sagte in seinem Grußwort: „MV wird bundesweit aufgrund seiner naturräumlichen Schönheit geschätzt und ist eines der beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen. Gleichwohl bildet die nachhaltige Nutzung der Kulturlandschaft die Lebensgrundlage vieler Menschen im Land. Bei der Wiedervernässung der Fischlandwiesen werden Schutz und Nutzung vorbildhaft miteinander verbunden. Gemäß der FFH-Richtline entsteht auf über 218 ha Polderflächen wertvolles Salzgrünland für viele spezialisierte Pflanzen und Tiere. Gleichzeitig wird eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht, die für die Entwicklung und den Bestand von Salzgrünland eine wichtige Rolle spielt. Das Projekt trägt damit in besonderer Weise zur biologischen Vielfalt dieser Kulturlandschaft bei."

Volker Bruns erklärte: „Wir freuen uns, dass die notwendigen Baumaßnahmen für die Renaturierung der „Fischlandwiesen" mit dem heutigen Spatenstich beginnen können. Diese Naturschutzmaßnahme ist ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der Ziele der EU-Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie. Die FFH-Richtlinie hat zum Ziel, wildlebende Arten, deren Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu schützen. Die notwendige Finanzierung erfolgt durch den Verkauf von Ökopunkten, die für küstennahe, ausgleichspflichtige Eingriffe in die Natur als Kompensationsmaßnahme angerechnet werden. Private wie öffentliche Investoren können ihre Kompensationsverpflichtung durch Erwerb von Ökopunkten auf die Landgesellschaft übertragen."

Die ersten Planungen für eine Renaturierung der Flächen datieren aus den frühen 1990er Jahren. Nach verschiedenen Planungen mit unterschiedlichen Flächenkulissen wurde die Bereitstellung der jetzt genutzten Gemeindeflächen für die Naturschutzmaßnahme „Renaturierung der Fischlandwiesen" im März 2016 vertraglich vereinbart. Über 218 ha Polderflächen auf der Landbrücke entlang der L 21 in den Gemeinden Wustrow und Dierhagen sind in die Naturschutzmaßnahme eingebunden. Ein Teil der vorhandenen Deiche werden zurückgebaut, um das Einströmen von Salzwasser in die Seesandebene wieder zu ermöglichen. Für die weitere Sicherung des Hochwasserschutzes entsteht entlang der L 21 und des Plattenweges zum Schöpfwerk „Stadtwiese" zuerst ein neuer Deich. Die vorhandenen Gräben werden zu Prielen umgestaltet und zum Bodden hin geöffnet. Dies soll bewirken, dass Hochwasser schnell in das Gebiet einströmen und ebenso schnell auch wieder abfließen kann. Um auch weiterhin eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung zu erlauben, die unerlässlich für die Entwicklung und den Bestand von Salzgrünland ist, werden die vorhandenen Gräben zudem abgeflacht, damit sie gefahrlos von Rindern durchquert werden können. Auch ein nicht mehr benötigtes Fahrsilo wird zurückgebaut und die vorhandenen Plattenwege entsiegelt. Durch Umgestaltung des verbleibenden Grabensystems wird weiterhin die ordnungsgemäße Entwässerung der angrenzenden Bereiche gewährleistet.

 

Die Wiederherstellung der natürlichen Wasserverhältnisse in den Fischlandwiesen schafft Bedingungen, die für eine Entwicklung von artenreichem Salzgrasland notwendig sind. Salzgrasland ist ein mittlerweile seltener, europäisch geschützter Lebensraum, der in Mecklenburg-Vorpommern ursprünglich ca. 21.000 ha bedeckte. Davon sind heute durch Eindeichung und intensive Grünlandnutzung nur noch weniger als 10 % vorhanden. Es ist Heimat für verschiedene, selten gewordene Pflanzen wie z.B. Strandaster, Queller, Strand-Dreizack und Salzbinse. Außerdem entstehen damit auch neue Nahrungs-, Rast- und Brutflächen für teilweise bedrohte Zug- und heimische Brutvögel wie Kiebitz, Rotschenkel und Großer Brachvogel, Grau- und Blessgänse, Kraniche, Rotmilan und Rohrweihe. Die in den Überflutungsflächen einsetzenden Filter- und Sedimentationsprozesse wirken sich ebenfalls positiv auf die Wasserqualität des Saaler Boddens aus.